Osterbräuche im Sorbenland

Osterfeuer

Nachdem mit der sorbischen Fastnacht, dem Zapustfest, bereits das Ende der winterlichen Spinnstube in vielen Orten der brandenburgischen Lausitz gefeiert wurde, Umzüge in den alten Trachten stattfanden, beginnt nun endlich das Frühjahr. Es ist noch fast dunkel im Dorf. Allein die Vögel sind schon wach. Und die jungen Mädchen. Sie gehen leise aus dem Haus, einen irdenen Krug in der Hand und schleichen sich zum Fließ. Sie wollen Osterwasser holen, dafür müssen sie bei Sonnenaufgang zum Fließ gehen - schweigend. Denn wenn sie sprechen, wird das Wasser zu Plapperwasser, bleiben sie aber still, wird es zu Osterwasser, das Schönheit, Frische und Gesundheit das ganze Jahr über spendet. Wer am Ostersonnabend in Leipe im Spreewald war, konnte dort die Mädchen in prächtigen Trachten Osterwasser schöpfen sehen, in Abwandlung der Überlieferung findet der Brauch dort aber tagsüber statt. Zahllose Mythen und Bräuche ranken sich im Spreewald um die Osterzeit. Da geht es natürlich auch ums Ei, das seit ältesten Zeiten als Symbol von Fruchtbarkeit und Lebenskraft gilt. Zumindest seit 1700 werden Eier kunstvoll verziert wie man sie auch im Freilandmuseum Lehde besichtigen kann. Auch das Waleien ist im Spreewald, z.B. auf der Lübbener Schloßinsel oder am Großen Spreewaldhafen in Lübbenau, verbreitet. Gekochte und bemalte Eier werden über eine künstliche oder natürliche Bahn, die "Walka" hinuntergerollt. Bei Zusammenstößen ist derjenige Sieger, dessen Ei das andere trifft. Das althergebrachte Osterreiten ist der heidnische Flurumritt im Frühjahr, von der Kirche seit längerem als stille Prozession ausgeschmückt. In der katholischen Oberlausitz findet sie sich noch, während sie in der evangelischen Niederlausitz um 1600 verschwand und erst 1998 wieder belebt wurde. Ein bekannter Prozessionsweg beginnt am Ostersonntag an der Kirche in Zerkwitz, führt nach Kleeden am Rande der Lübbenauer Neustadt, über die Lindenallee nach Klein und Groß Beuchow, über Klein Radden und Ragow, nachmittags dann weiter über die Spreewaldwiesen nach Krimnitz und zurück nach Zerkwitz.
Wer dieses einmal erleben möchte, sollte sich den Verlauf für das nächste Jahr vormerken. Natürlich gab es im Spreewald wie auch in vielen anderen Gegenden Deutschlands wieder Osterfeuer, die aber nicht nur der Winteraustreibung dienen, sondern deren Schein alle Scheunen, Stallungen und Wohnhäuser, die er erreicht, vor Brandgefahr schützt. Auch wird wieder von manchen Jünglingen der Versuch unternommen mit dem geliebten Mädchen das Feuer zu überspringen. Gelingt es wird die Mutige sein Frau.

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