"Umweltschutz jetzt"

Die Siegeszeichen der industriellen Revolution hatten lange Zeit in Ost und West hohes Ansehen. Bohr-, Kühl- und Fördertürme, aber auch Hammer und Zirkel waren die Zeichen auf dem Wege zur Überflußproduktion, die jeden nach seinen Bedürfnissen, jeden nach seinen Leistungen leben lassen sollten. Der freie Markt bzw. der Plan sollten die Regulierung übernehmen, doch Umweltschäden, Müllberge und auch Versorgungslücken sind die Folgen.

o 68% der Waldfläche in der Bundesrepublik sind mehr oder minder stark durch die Luftverschmutzung geschädigt, dabei spielen die erheblichen Schwefeldioxyd- und Stickoxydemissionen, neuerdings auch die hohen bodennahen Ozonwerte eine große Rolle (Waldschadensbericht 1992).

o 160 000 ha Land, 120 Ortschaften mit 45 000 Menschen sollen bis zum Jahre 2000 dem Braunkohletagebau weichen; wie das Beispiel Horno zeigt, ist bei dieser Planung noch keine wesentliche Änderung eingetreten. Dadurch wird das Grundwasser 100 bis 200 Mtr. abgesenkt, Feuchtgebiete fallen trocken, Wälder verdorren (Grünstift und dpa 1989 - 1992).

Qualmende Schlote

o Viele Abwässer werden immer noch nicht geklärt, nur wenige Flüsse haben Trinkwasserqualität, jeder Wassertropfen wird acht- bis neunmal genutzt, bei 18 von 150 untersuchten Städten in der Bundesrepublik war die Wasserbelastung durch chlorierte und halogenierte Kohlenwasserstoffe so hoch, daß die Nutzung bedenklich bzw. nur mit Ausnahmegenehmigung noch möglich ist(Hörzu 1992).

o Am 26. 4. 1986 explodierte ein RBMK-Reaktor in Tschernobyl. Boris Porfirjew, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, geht von mindestens 100 000 ernsthaft erkrankten Menschen aus. 2 500 ha rings um Tschernobyl sind mit mehr als 5 Curie/qkm verseucht, der Anbau wurde hier verboten; 4,5 Millionen ha, ein Gebiet mit 2 Millionen Menschen, sind mit 1 bis 5 Curie/qkm verseucht, der Anbau kann nicht verboten werden, weil die Nahrungsmittel für die Ballungsräume benötigt werden. Menschen in den Großstädten der GUS erhalten teilweise also schwach verstrahlte Nahrung! Die eingesetzte Parlamentskommission stellte bei den Arbeitern der Aufräumgruppen eine fünf- bis fünfzehnmal größere Gen- und Chromosomenveränderung fest, die Quote der Geburtsschäden und der Wachstumsprobleme stieg in der Ukraine um 230, in Belorußland um 180 Prozent. Die Krebserkrankungen, besonders Schilddrüsenkrebs unter Kindern, nahmen erschreckend zu. Der wissenschaftliche Leiter der Expertengruppe, die den Reaktor zu sichern hatte, Wladimir Tschernosenko, ist selber schwer an Krebs erkrankt und warnt: In der ganzen GUS gibt es noch 23 Kernkraftwerke des RBMK-Typs, verteilt auf 7 Standorte: St. Petersburg, Bilibinsk, Ignalin, Kursk, Smolensk, Troitsk und Tschernobyl (3 arbeitende Reaktorblöcke).

o Im Reaktor von Sosnowi Bor bei St. Petersburg traten durch ein defektes Rohr im Kühlsystem am 24. 3. 1992 radioaktive Partikel aus, die selbst noch in zwei finnischen Hafenstädten nachgewiesen werden konnten: Radioaktives Jod (Halbwertzeit 8 Tage) und radioaktives Cäsium (Halbwertzeit 33 Jahre). Der Atomminister Michailow räumte jedoch ein: Den 45 Havarien 1991 ständen 106 im Jahre 1986 gegenüber. Die Strahlenwerte von 100 Mikroröntgen gegenüber 20 (normal) seien nicht so auffällig, wenn man vergleicht, daß selbst im Hotel Rossija/Moskau 35 bis 40 Mikroröntgen gemessen würden!

o Der Aralsee, einst der viertgrößte See mit 68 000 qkm Wasserfläche überhaupt, wird zur Sandwüste. Frühere Fischerdörfer liegen bis zu 100 km vom Wasser entfernt, ein Drittel der Wasserfläche ging schon verloren, bis zum Jahr 2000 sollen nur noch 23 400 qkm übrig bleiben. Der Wasserspiegel ist um 14 m gefallen, das Wasser ist stark versalzen und durch Pestizide und Herbizide der Landwirtschaft belastet. Die Fische sind entweder vergiftet oder vielfach schon ausgestorben. Der Wind weht jedes Jahr 43 Millionen Tonnen Salz von ausgetrockneten Seestücken über das Land. Die mühsam angelegten Felder drohen zu versalzen. Das Klima hat sich bis zu 300 km weit ins Land hinein verändert. Bei Geburten treten unfaßbare Mißbildungen auf, auf 1000 Neugeborene gibt es 40 bis 50 Totgeburten, die Kehlkopferkrankungen haben zugenommen, die Tuberkuloseerkrankungen haben sich versechsfacht, die Gallensteinerkrankungen verfünffacht. Die Muttermilch ist verseucht und die Lebenserwartung auf etwa 40 Jahre gefallen!

o Im Bereich des Kusnezk-Beckens ist die Umweltbelastung durch giftige Gase, Metallstäube u.s.w. so groß, daß laut Wlajl Kasnatschejew, Leiter des Instituts für klinische und experimentelle Medizin, die Zahl der behindert geborenen Kinder und die Sterblichkeitsrate gewaltig ansteigt.

o Die Ostsee wird durch Nährstoffeinträge aus der GUS mit 158 000 t/Jahr belastet. Dazu tragen besonders Phosphate und Nitrate der landwirtschaftlichen Düngung, ungeklärte Industrieabwässer, darunter besonders Klebemittel aus den Papiermühlen, bei. Kläranlagen existieren vielfach nicht oder sind hoffnungslos überlastet. Die Folge ist der Sauerstoffverlust durch Algenwachstum in der Ostsee. Schwefelwasserstoff, giftiger als Blausäure, sammelt sich als Abbauprodukt der abgestorbenen Algen auf dem Meeresgrund. Der Tod zahlloser Lebewesen ist die Folge. Bekannt ist neben dem Zusammenbruch der Heringsschwärme der Bestandsverlust der Robben von über 300 000 auf heute noch 10 000. Viele Strände mußten auch für den Menschen gesperrt werden.

o 200 km von Tscheljabinsk, dem Zentrum der Schwerindustrie und Rüstung, entfernt befinden sich zwei Seen, die als Atommüllager verwendet wurden. Alexander Schitow, Generaldirektor des Manager-Zentrums Tscheljabinsk und Mitglied einer Kommission zur Beseitigung radioaktiver Gefahren, teilt mit, daß das Wasser dort hochgradig verseucht ist. Die Strahlung übertrifft jene im Gebiet Tschernobyl um ein Vielfaches. Die Menschen konnten sich bisher dort kaum wehren, weil sie u.a. das Gebiet als Rüstungszentrum der alten UdSSR nicht verlassen durften, es gab eine Nachrichtensperre wie sich Michail Bratischkin, Präsident der Industrie- und Handelsbank, erinnert.

o Kontrollen in Minsk ergaben, daß nur 46% der Betrieb, die eine Filteranlage nachweisen müssen, überhaupt damit ausgestattet sind. Mindestens die Hälfte der vorhandenen Filteranlagen arbeitet aber fehlerhaft oder gar nicht.Vielfach werden der Beanspruchung stattlicher Zuschüsse zum Bau von Filteranlagen Strafen vorgezogen, weil diese viel geringer sind als die Ausgaben für Kauf, Bau und Reparatur umweltschützender Anlagen.

o Der sibirische Wald ist mit 880 Millionen ha etwa um 50% größer als der brasilianische Regenwald am Amazonas. Die Bedeutung für das Erdklima und die Saürstoffversorgung ist gewaltig, dennoch haben zwei Holzkonzerne aus Japan und Korea sowie russische Firmen mehrere Millionen ha Baumbestand abgeholzt. Allein in Karelien, dem riesigen Waldgebiet zwischen finnischem Meerbusen und Ladogasee, verarbeiten vier Industriekombinate 4,6 Millionen Kubikmeter Holz jährlich. Demnächst sollen die US-Holzfällergiganten Louisiana Pacific, Weyerhäuser und Georgia Pacific Raubbau in noch größerem Stil betreiben. Lediglich die klimatischen Bedingungen verzögern noch diese Untat. Dazu kommt die Bedrohung durch den sauren Regen als Folge der Emissionen durch die Kraftwerke und Schwerindustriekombinate.

Die Ursachen für die Umweltzerstörungen liegen nicht nur im Wirtschaftssystem begründet. Die wahre Ursache ist ein materiell-egoistisches Denken, welches in der Natur nicht mehr als einen Rohstofflieferanten sieht. Maßgebliche Schuld an dieser gefährlichen Sichtweise hat das christliche Weltbild, das von einem imaginären "besseren Jenseits" ausgeht, die Erde nur als "irdisches Jammertal" begreift, die es gilt, "untertan" zu machen. Überall, wo das Christentum mit seiner Wüstenmythologie herrscht, stellen wir heute diese gewaltigen Umweltzerstörungen fest. Auch der Marxismus-Leninismus fußt auf dieser lebensfeindlichen Einstellung. Marx selber entstammte einer alten Rabbinerfamilie und sah als Gegenbild zur Religion nur den Materialismus, der die Menschen befreien sollte. Die Folgen waren aber die gleichen, Ausbeutung der Natur im Sinne einer umfassenden Nutzbarmachung für den Menschen. Die Erde und ihre Lebewesen sind aber eine Einheit, aus der der Mensch nicht heraustreten kann. Er zerstört sich selber, wenn er einem der beiden Wüstenwege folgt.

Ganz anders sieht es dagegen in den noch intakten naturverbundenen Kulturen aus: Hier nimmt sich der Mensch nur das, was er wirklich braucht, Raubbau und Anhäufung von Überfluß gibt es nicht. Der Mensch lebt als Teil der Natur im Einklang mit ihr. Eine Naturreligion gab und gibt es auch bei uns. Als Heiden wollen wir in Harmonie mit der Natur, in der wir die Götter wahrnehmen, leben. Wir wollen uns die Erde, die wir als Erdgöttin verehren, nicht untertan machen und nicht mit unserem Müll zudecken. Daher fordern wir:

o Keine weitere Wasserverunreinigung, Klärung aller Einleitunge, Renaturierung,
o Drastische Reduzierung des Giftausstoßes und Entschwefelung bei Kraftwerken, Industrie- und Großfeuerungsanlagen durch Umrüstung oder Stillegung, Förderung dezentraler Kraftwärmekopplung,
o Stillegung aller Kernkraftwerke, Einstellung des landschaftsvernichtenden Braunkohletagebaues,
o Einführung einer umfassenden Schadstoffabgabe und Anwendung des Verursacherprinzips,
o Abgasentgiftung für alle Kraftfahrzeuge, ausschließliche Verwendung blei- und benzolfreien Benzins,
o Entwicklung und Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsnetze, Förderung erneuerbarer Energien,
o Wiederverwertung von Roh- und Wertstoffen.
Machen wir unsere Heimat gemeinsam wieder zu einem von den Göttern gesegneten Teil der Erde, in der auch unsere Kinder noch glücklich leben können!

Gründen wir heidnische Gemeinschaften, die sich selber um ihren Teil der Natur kümmern, die sich selber verwalten und nicht fremdbestimmt werden, die ihre uralten Bräuche pflegen und in Harmonie mit ihrer Umwelt leben!

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